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Allgemein

metamorphosen 30

Von 01/12/2021No Comments

Strafen, so wissen es immer diejenigen, die sie verteilen und ausführen, müssen sein. Wer sie erhält, darf sich nicht beschweren. Jeder Sträfling hätte sich ja auch anders entscheiden können. So wissen es diejenigen, die nicht wegen wiederholtem Schwarzfahren eine JVA bewohnen müssen. Wer Strafe fordert, kann sich auf die Tradition berufen, auf den Schutz der Geschädigten, auf die öffentliche Sicherheit und die Grundfesten der Zivilisation. Es geht um eine Gerechtigkeit, die nicht von der Gewalt zu trennen ist. Es geht um den Ausgleich der metaphorischen Augen. Es geht darum, Rechte zu verlieren und daraus etwas zu lernen. Es geht um Schmerzen und Freiheitsentzug und Würde und den Tod. Alles im Sinne von: Beim nächsten Mal besser nicht. Sonst. Und wenn doch. Dann. Was hast du erwartet? Dass du einfach so davonkommst? (Aus dem Editorial.)

Ich habe einen Essay hierfür geschrieben, in dem es sich um einen vergessenen Beruf dreht, nämlich den des Wasenmeisters (des Abdeckers, Schinders). Das sind Leute, die tote Tiere wegschaffen – immernoch, auch wenn der Berufsstand heute ein besseres Renommee hat als früher, wo die Abdecker oft hauptberuflich Scharfrichter waren. In Innsbruck beispielsweise gibt es heutzutage zwei davon. Wien hat zwölf; sie arbeiten für ein Unternehmen, das in Wien-Simmering zuhause ist, wie der Zentralfriedhof und der Friedhof der Namenlosen. Es geht also um den Tod und die Biomasse, die er produziert, um den Geruch von Landschaften und die Trauer um Nichtmenschliches.

Beiträge von: Nadire Biskin, Philipp Böhm, Katja Brunner, Katja Sophia Ditzler, Amir Gudarzi, Leonhard Hieronymi, Olga Hohmann, Lorenz Just, Georg Leß, Jonathan Löffelbein, Birthe Mühlhoff, Jenny Schäfer, Frederik Tidén, Senthuran Varatharajah, Jana Volkmann, Kastania Waldmüller, Friedrich Weber-Steinhaus, Carl W. Weuster und Bettina Wilpert.

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